Frankfurt am Main wird meist mit den Attributen „wichtiger Börsenplatz“, „internationale Bankenhochburg“, „Sitz der Europäischen Zentralbank“ verbunden. Kaum einer denkt bei Frankfurt an eine lebenswerte Stadt.

Bleiben wir noch kurz bei Frankfurt als europäisches Bankenzentrum. Nicht selten wird das Zentrum von Frankfurt – angelehnt an „Manhattan“, das Börsenviertel in New York – als „Mainhattan“ bezeichnet. Hat man den richtigen Blickwinkel, z.B. von einer der Brücken, die über den Main in die Stadt führen oder der Museumsmeile „Schaumainkai“, die gegenüber des Stadtzentrums liegt, ist die Ähnlichkeit von „Mainhattan“ mit „Manhattan“ nicht zu leugnen – eng zu einander gebaute Wolkenkratzer mit Glasfassaden streben gegen den Himmel.

An einem warmen Sommertag zur Mittagszeit in der Bockenheimer Landstraße unterwegs, bewegt man sich in einem Meer an Banking-People, leicht erkennbar an ihrer Uniform – für die Herren: dunkelblauer oder dunkelgrauer Anzug mit weißem Hemd, die Krawatte ist nicht mehr unbedingt obligat – für die Damen:  Kostüm und Bluse in denselben Farben. Idealerweise trägt jeder zwei Mobiltelefone mit sich, zumindest eines am Ohr, das andere in der Hand oder Hosentasche. Sie verströmen Geschäftigkeit, Wichtigkeit, Selbstsicherheit, nicht immer Eleganz und gute Manieren, diese Menschen.

Ob es eine tiefere Bedeutung hat, dass das Bankenviertel so nahe am Rotlicht- und Drogenviertel liegt? Darüber möge sich jeder seine eigene Meinung bilden.

Was mir gleich an meinen ersten Tagen in Frankfurt auffiel, die Frankfurter*innen begegnen mir durchwegs freundlich, hilfsbereit, rücksichtsvoll und leise. Obwohl der Park, der Gastgarten oder das Lokal voll ist, ist ein entspanntes und ungestörtes Zeitunglesen möglich. Die Menschen rund um mich unterhalten sich angeregt miteinander, lachen. Doch alles in einer Lautstärke, die die Sitzenden an den Nebentischen nicht stört. Kaum einer telefoniert, und wenn, dann nur kurz oder er geht raus auf die Straße. In den meisten Geschäften gibt es noch Verkaufspersonal, das nicht nur leicht sichtbar ist, sondern das auf die Kunden zugeht und fragt, wie es behilflich sein kann.

Die internationalen Unternehmen, die in Frankfurt und Umgebung beheimatet sind, ziehen Menschen aus aller Welt an. Es leben daher viele „Zuagreiste“ unterschiedlicher Sprachen, Kulturen, Religionen und Hautfarben in der Stadt. Das Miteinander scheint weitgehend wohlwollend, entspannt und tolerant vonstatten zu gehen, habe ich den Eindruck.

Die Stadt selbst rühmt sich ob ihrer Kultureinrichtungen, insbesondere der Museen. 38 Museen gibt es laut Tourismusinformation in der Stadt zu entdecken. Selbst dem Struwwelpeter, der Figur aus dem mir aus meiner Kindheit bekannten Kinderbuch, ist hier ein Museum gewidmet! Viele Museen befinden sich entlang des Schaumainkais auf der Flussseite, die dem Zentrum gegenüber liegt.

Dem Ruf der Bankenmetropole geschuldet, gibt es auch zwei Museen, die mit Banken in Verbindung stehen: zum einen das Geldmuseum der deutschen Bundesbank, zum anderen das Stoltze-Museum der Frankfurter Sparkasse. Detaillierte Informationen zu den Museen finden Sie auf www.museumsufer.de. Für mich, die bereits gern morgens in der Stadt unterwegs ist, ein Wermutstropfen, viele Museen öffnen meist erst ab elf Uhr vormittags.

Da sind wir gleich bei einem anderen Punkt. Das städtische Leben beginnt erst so richtig ab elf Uhr in dieser Stadt. Geschäfte, Lokale öffnen vielfach erst um diese Zeit ihre Pforten. Die Geschäftsstraße im Zentrum ist „Die Zeil“. Hier – in einer Fußgängerzone – findet man vorwiegend internationale Ketten und Geschäfte, Einkaufszentren und Lokale. Wer gern mehr Lokalkolorit sucht, der erkunde die Bergerstraße im Stadtteil Bornheim. Ein Besuch ist insbesondere Mittwoch und Samstag zu empfehlen. Da ist in der Bergerstrasse rund um das Uhrtürmchen der Wochenmarkt.

An ihrem langen Straßenverlauf findet der interessierte Besucher*innen den Bethmannpark, zahlreiche kleinere Geschäfte und Lokale, sowie in Richtung Alt-Bornheim traditionelle Restaurationen, sogenannte „Äppelwoistuben“. In Alt-Bornheim findet man noch sehr dörfliche Ecken und schöne alte Häuser.

Schnell gewöhnt habe ich mich an die Frankfurter Kaffeehäuser. Sie haben für mich wenig gemein mit den Wiener Kaffeehäusern. Für mich haben sie eher den Charakter öffentlicher Grätzl-Wohnzimmer mit Speis und Trank inklusive Service.  Jedes kleinere Wohnviertel hat zumindest eines dieser Lokale, meist mit kleinem Gastgarten im Vorgarten entlang der Hausmauer. Hier trifft man sich mit Freund*innen oder Bekannten, liest die Zeitung – wohlwollend habe ich bemerkt, dass in den von mir frequentierten Kaffeehäusern ausreichend Exemplare qualitätsvoller Zeitungen aufliegen – nimmt ein schnelles oder längeres Frühstück oder Mittagessen ein. Das Angebot an Getränken und Speisen ist eher klein, Alkohol scheint eine untergeordnete Rolle zu spielen. Der Kaffee ist in der Regel sehr gut und hat nichts mit dem oft kritisierten deutschen Blümchenkaffee zu tun. Spätaufsteher kommen voll auf ihre Kosten. Das Frühstücksangebot kann man häufig den ganzen Tag genießen.

Warme Sommertage oder laue Abende verbringen die Frankfurter gern entlang der beiden Mainufer. Sitzbänke, Gehwege, Radwege, Spielplätze für Kinder und viele Lokale laden zum Aufenthalt im Freien ein. Im Juli und August jeden Jahres finden unter dem Motto „Sommer in Frankfurt“ an den Mainufern viele Veranstaltungen statt.

Ich habe auch einige sehr schöne größere und kleinere Parks kennengelernt auf meinen Asphalttouren durch die Stadt. Hervorheben möchte ich den Bethmannpark mit seinem chinesischen Teil. Für mich war er an vielen Tagen ein Ort der Erholung. Ein weiterer kleinerer Park, der sehr erholsame Ecken bietet, ist der Holzhausenpark mit seinem kleinen Weiher und Wasserschloss.

Nicht missen darf man einen Besuch im Palmengarten, finde ich. Die Eintrittsgebühr soll einen nicht abschrecken. Sie ist ihr Geld wert. Schön angelegte Blumenecken, Ruheoasen, Gewächshäuser und zwei Kaffeehäuser erwarten einen. Ich denke, der Park ist sommers wie winters einen Besuch wert. Er verfügt auch über einen schönen Kinderspielbereich mit Wasserspielplatz.

Noch etwas ist mir gleich in den ersten Tagen aufgefallen: der Straßenverkehr geht sehr ruhig von statten. Kaum einmal eine Hupe ertönt, aggressives Verhalten von Autofahrer*innen, Radfahrer*innen oder Fußgänger*innen habe ich nicht erlebt. Fußgänger*innen und Radfahrer*innen teilen sich vielfach den Gehsteig. Doch das erfolgt problemlos. Sehr rücksichtsvoll und entspannt geht es auf den Straßen, Gehwegen und Fahrradwegen zu.

Den Bewohnern der Stadt stelle ich ein sehr gutes Zeugnis aus. Ich habe überwiegend freundliche, hilfsbereite und rücksichtsvolle Menschen getroffen, die im Öffentlichen Raum oder in den Verkehrsmitteln kaum telefonieren noch sich laut unterhalten.

Zusammengefasst: Frankfurt am Main ist einen Aufenthalt wert, um die Stadt näher zu erkunden. Planen Sie Zeit dafür ein bei Ihrem nächsten Zwischenstopp zwischen zwei Flügen oder Ihrem Businesstermin!

Website Frankfurt Tourismus: https://www.frankfurt-tourismus.de/